2020: Ein schwieriges Jahr

Im November 2019 wurde unter den Gruppen- und Zugführern der Übungsplan für das Jahr 2020 ausgearbeitet. Drei Mitglieder der aktiven Wehr waren für einen Grundlehrgang, andere für Maschinisten-, Sanitäter-, Atemschutz-, Gruppen- und Zugführerlehrgänge angemeldet. Auch die Termine für die regelmäßig zu absolvierenden Belastungsübungen der Atemschutzgeräteträger bei der Berufsfeuerwehr Heidelberg waren gebucht.

Zwei gute Gründe zum Feiern standen an:
Die Abholung des neuen Löschfahrzeugs war für April, die feierliche Übergabe anlässlich der für Juni geplanten Jubiläumsfeier der Feuerwehr vorgesehen.
Der Termin für die 140-Jahr-Feier der Feuerwehr stand seit eineinhalb Jahren fest, ein Festausschuss war bereits mit der detaillierten Planung für das dreitägige Festprogramm, einer Festschrift, Einladungskarten, Buchungen der Caterer und eines DJ beschäftigt.

Das Jahr 2020
begann mit „Standard“-Einsätzen: Ende Januar, 4.00 Uhr morgens: Ein Keller stand unter Wasser. Im Februar musste ein auf die Fahrbahn der Kreisstraße gefallener Baum entfernt, ein durch Sturm beschädigtes Vordach gegen Einsturz gesichert werden.

Der Übungsbetrieb lief zunächst wie geplant:
Als erstes stand ein zweitägiger Rezertifizierungslehrgang für die der Feuerwehrsanitäter (Reanimation unter Anwendung von AED und Larynxtuben) an.
Ende Januar hielt ein Vertreter der Polizei Mannheim einen sehr kurzweiligen und eindrucksvollen Theorieunterricht zum Thema Einsatzfahrten, Sonder- und Wegerechte, insbesondere über die Gefahren und die Folgen von unachtsamen oder selbstüberschätzenden Fahrweisen.
Im Februar gab es nach einer praktischen Löschübung ein gemeinsames Weißwurst-Frühstück, die Besichtigung der ILS (Integrierten Leitstelle) bot interessante Erkenntnisse über die Alarmierungsabläufe, Anfang März fand die halbjährliche Teamaussprache statt. Die erste Feuerwehrausschuss-Sitzung des Jahres, im Februar, sollte dann aber leider auch gleich die letzte für das laufende Jahr sein.
Mitte März mussten wegen des Pandemiegeschehens sämtliche Übungen der aktiven Wehr, alle Termine und Aktionen der Jugendabteilung, wie z. B. die jährliche „Aktion sauberer Waldrand“, das Jugend-Zeltlager sowie sämtliche Aktivitäten der Alterswehr abgesagt bzw. eingestellt werden. Das Gerätewart-Team musste die Wartung so aufteilen, dass immer nur zwei Personen zusammentreffen; die Helfer-vor-Ort Gruppe des DRK Gaiberg, in der alle Feuerwehrsanitäter aktiv sind, wurde durch den DRK Kreisverband außer Dienst gestellt. Externe Lehrgänge bei der Landesfeuerwehrschule, wie auch alle anderen Fortbildungen und Atemschutz-Belastungsübungen, wurden abgesagt.

Wegen des Versammlungsverbots entfiel die Generalversammlung der aktiven Wehr und des Fördervereins. Das jährliche Team-Event musste ausfallen, ebenso wie das von Bürgermeisterin Müller-Vogel geplante „Dankeschön-Grillfest“ für die aktive Wehr.

Mitte April stand fest, dass weder die Übergabe des Löschfahrzeugs noch das Jubiläumsfest würden stattfinden können. Die Abholung des LF10 verzögerte sich um sechs Wochen, im Hersteller-Werk in Ulm herrschte strikte Besuchersperre, eine ordnungsgemäße Abnahme vor Ort war somit im April nicht möglich.

Ende April fanden Übungen der aktiven Wehr erstmals via Skype statt. Eine Einweisung in das neue Löschfahrzeug Ende Mai war zunächst nur für Maschinisten, als Ausnahmefall und in Kleinstgruppen, zulässig.

Alle Einsätze wurden unter Einhaltung der Schutzmaßnahmen (Handdesinfektion, Masken tragen, wo möglich Abstand halten, Nachbesprechungen nicht in geschlossenen Räumen) mit möglichst wenig Personal gefahren: Zwei Kleinbrände auf freiem Feld, ein Heckenbrand im Wohngebiet, die Rettung einer verunfallten Mountainbikerin aus einem nicht befahrbaren Waldstück, ein Fahrzeugbrand und ein Verkehrsunfall auf der L600.

Der praktische Übungsbetrieb konnte ab Anfang Juni wieder aufgenommen werden, jedoch musste die Mannschaft in feste Übungsgruppen à 10 Personen, die untereinander nicht vermischt werden durften, aufgeteilt werden. Die Teilnahme an den Übungen war hoch und die Übungsteilnehmer motiviert, so dass das neue Löschfahrzeug in kurzer Zeit kein „Neuland“ mehr war.

Die drei Absolventen des bereits begonnenen und dann unterbrochenen Grundlehrgangs wurden einer gemeinsamen Übungsgruppe zugeteilt, der Unterrichtsinhalt dort teilweise angepasst: Grundlagen von Löscheinsatz und technischer Hilfeleistung wurden in der Gruppe, aber auch an zusätzlichen Übungsterminen an Samstagen in Staffelstärke, geübt. Die Theorie wurde durch die Landesfeuerwehrschule online vermittelt. Auf diese Weise konnten die vorgeschriebenen 70 Unterrichtsstunden, die ein Grundlehrgang umfasst, bis Oktober durchgeführt werden. Das Ausbilden bzw. Üben in der Kleingruppe war für sowohl für Lehrgangsteilnehmer als auch Ausbilder eine positive Erfahrung.

Ebenfalls positiv war im gesamten Jahr die Zusammenarbeit mit der Feuerwehr Leimen, sowohl was Absprachen, z. B. bezüglich des gemeinsamen Grundlehrgangs, betrifft als auch die Unterstützung der Gerätewarte und gemeinsam absolvierte Einsätze, so u.a. ein Brandeinsatz nahe der L600: Ein Gartenbesitzer hatte im Hochsommer Schnittgut verbrannt, das Feuer war außer Kontrolle geraten und musste zur Vermeidung eines Flächenbrands gelöscht werden.

Die Bambini- und Jugendfeuerwehr konnte in den Sommermonaten vorübergehend wieder Übungen abhalten. Durch die Sommerferien kamen jedoch nur wenige Termine zustande.

Anfang Oktober wurde erneut die Einstellung des Übungsbetriebs der Feuerwehren Baden-Württemberg durch das Innenministerium angeordnet; die Übungen finden seitdem wieder ausschließlich online statt. Diese Übungsform ist für die Übungsleiter eine Herausforderung, da die persönliche Interaktion mit dem Publikum fehlt. Zudem führt eine mangelhafte Internetverbindung des Öfteren dazu, dass Übungsteilnehmer das Meeting unfreiwillig „verlassen“ oder der Vortragende nicht mehr zu hören ist. Dennoch ist die Übungsteilnahme nach wie vor hoch, die Mannschaft ist motiviert und engagiert, auch wenn viele den persönliche Kontakt und die direkte Kommunikation untereinander vermissen.

Trotz eingeschränkter Übungsmöglichkeiten funktionieren die Einsätze gut, unter anderem durch eine höhere Zahl von tagsüber anwesenden Einsatzkräften: So waren Anfang Oktober bei einem Fahrzeugbrand vor dem Rathaus mittags an einem Werktag in kürzester Zeit 21 Feuerwehrleute vor Ort, der Brand zügig gelöscht und weitergehender Schaden wurde vermieden.

Im November fanden online-Schulungen, u. a. in technischer Hilfeleistung rund um das Thema Türöffnung, statt. Die praktische Relevanz dieser Übungseinheit zeigte sich in drei Alarmierungen mit dem Stichwort „Hilflose Person – Unterstützung Rettungsdienst – Türöffnung“ im Zeitraum Oktober bis Dezember.

Eine in ihrer Art einmalige „Hilfeleistung“ gab es am Nikolaustag: In diesem besonderen Jahr wurde der Nikolaus im Feuerwehrfahrtzeug mit Blaulicht zu den Gaiberger Kindern gefahren! Bürgermeisterin Petra Müller-Vogel hatte Schoko-Nikoläuse und Gebäck gespendet, weitere Spenden kamen von privaten Unterstützern der Feuerwehr. Die Geschenke wurden von fleißigen Feuerwehr-Wichteln und drei Nikoläusen an die – natürlich allesamt braven!- Kinder verteilt. Oftmals wurde der Nikolaus, dem die Kinder vorher ein Briefchen mit ihrer Anschrift geschickt hatten, schon vor der offenen Haustür, mit gespannter Miene und glänzenden Augen, erwartet. Eine Aktion, die nicht nur den Kindern Freude bereitet hat!

Bereits zum sechsten Mal wurde die Aktion „Weihnachtsgeschenk für obdachlose Mitmenschen“ durchgeführt. Das Feuerwehrhaus fiel als Sammelstelle aus, jedoch konnte die Aktion Dank der Hilfsbereitschaft von den Gaiberger Mitbürgern: Familie Stadler/Dietl, Bäckerei Schneider, Natascha und Lars Brand, Brands Weinladen, Ralph Steffen, GaLaBau Steffen und mit Unterstützung der Gemeinde trotzdem stattfinden. Über 800 Geschenke wurden gesammelt und anschließend an bedürftige und obdachlose Menschen und Hilfseinrichtungen, Geldspenden (in Höhe von insgesamt über 1.500,- EUR) teils für Geschenke aber auch zur Unterstützung einer auf Spendenbasis arbeitenden Wärmestube verwendet.

Die letzten Einsätze dieses Jahres waren vorwiegend technische Hilfeleistung: Tragehilfe (Unterstützung des Rettungsdienstes beim Transportieren eines Patienten aus dem dritten Stock über ein sehr enges Treppenhaus), Türöffnung, zwei Fahrbahnreinigungen innerorts und eine Brandnachschau, nachdem ein Holzofen in einem Einfamilienhaus in Brand geraten war und eine starke Verrauchung verursacht hatte.

Neben Übungen und Einsätzen ein weiteres wichtiges Thema war die Planung für den Bau eines neuen Feuerwehrhaus: Hier wurden 2020 entscheidende Fortschritte gemacht. Der Planungsausschuss, bestehend aus je einem Mitglied jeder Partei des Gemeinderats, der Feuerwehr-Kommandantur sowie Frau Bürgermeisterin Müller-Vogel, Hauptamtsleiter Wenning und dem planenden Architekten Volker Sternemann, Büro Sternemann und Glub/Sinsheim, hat sein Eröffnungstreffen abgehalten und wird ab März die Detailplanung angehen. Aus den Reihen der Feuerwehrmitglieder wird ebenfalls ein Arbeitskreis gebildet, der sich verschiedener Schwerpunkt-Themen annehmen wird.

Aussichten 2021: Bereits jetzt ist absehbar, dass im Jahr 2021 die Generalversammlung der Feuerwehr nicht im ersten Quartal stattfinden kann. Realistisch ist mit einem Termin im Sommer / Herbst zu rechnen. Übungen werden bis auf weiteres online stattfinden. Ob und wie ein Team-Event für die aktive Wehr, ein Grillfest oder gar ein Feuerwehrfest durchgeführt werden kann, ist momentan nicht absehbar.

Die Christbaum-Sammelaktion, die einzige regelmäßige Einnahmequelle für die Kasse der Jugendfeuerwehr, darf 2021 leider nicht durchgeführt werden

Das Jahr 2021 wird uns noch vor einige Herausforderungen stellen.

Dennoch gibt es Anlass zu Optimismus: Die sehr gute Zusammenarbeit mit Bürgermeisterin Müller-Vogel, Verwaltung und Gemeinderat stärkt die Feuerwehr in der Erfüllung ihrer Pflichtaufgaben, darüber hinaus motiviert das Klima der Wertschätzung, sich über die reine Pflichterfüllung hinaus weiter zu engagieren.

Eine Feuerwehr funktioniert nicht ohne motivierte und engagierte Mitglieder. Ich kann mit Stolz und Anerkennung feststellen, dass das vergangene Jahr gezeigt hat, dass die Feuerwehrangehörigen jederzeit bereit sind, sich weiterhin – auch unter erschwerten Bedingungen – mit aller Kraft für das Allgemeinwohl einzusetzen. Das ist nicht selbstverständlich.

Ich wünsche Ihnen allen im Namen der Feuerwehr Gaiberg ein gutes neues Jahr. Bleiben Sie gesund.
Dr. Peter Klehr, Kommandant

Das Foto zeigt die Mannschaft aller Abteilungen der Feuerwehr Gaiberg im Januar 2020