Unterricht: Kontamination bei Feuerwehr-Einsätzen und Einsatz-Hygiene

Da die für Mittwoch, den 8.5. gemeinsam mit der Feuerwehr Gauangelloch geplante Übung wegen Dauerregens verschoben werden musste, fand an diesem Abend theoretischer Unterricht statt.
Kommandant Dr. Klehr griff ein Thema auf, dem bislang noch zu wenig Beachtung geschenkt wird: Es geht um Gesundheit der Feuerwehrleute bzw ganz speziell um den Zusammenhang bestimmter Krebsarten bei Feuerwehrleuten, die oft mit giftigen Stoffen, zum Beispiel Brandrauch, in Berührung kommen. Mittlerweile liegen mehrere von einander unabhängige Studien, u.a. Kanada und Schweden vor, die eine signifikant höhere Krebsrate (allen voran Prostata-, aber auch Lungen-, Darmkrebs oder Leukämie) bei Menschen, die jahrelang bei der Feuerwehr und dort speziell mit der Brandbekämpfung befasst waren, als bei Nichtfeuerwehrleuten gleichen Alters.
Diese signifikanten Zahlen werfen die Frage auf, warum Feuerwehrleute hier augenscheinlich einem höheren Krebsrisiko unterliegen.
Neben individueller und generischer Veranlagung, sonstigen Risikofaktoren wie ungesunde Lebensweise (Übergewicht, Rauchen, Alkohol etc.) spielt hier die Intoxikation mit Rauch und Rußpartikeln eine Rolle. Brandrauch besteht, je nach brennendem Material, aus Rußpartikeln und einem Gemisch aus verschiedenen, teils hochgiftigen Gasen
Zwar tragen Feuerwehrleute beim Einsatz Atemschutz, so dass das Einatmen der giftigen Substanzen direkt während der Löscharbeiten verhindert wird. Was jedoch bisher vernachlässigt wurde ist die Tatsache, dass Rauch und Rußpartikel sich auf der Einsatzkleidung ablagern -und nicht nur das, sie gehen auch durch die Einsatzkleidung bis auf die Haut darunter. Somit ist ein Feuerwehrmann, der nach erledigter Brandbekämpfung die Atemschutzmaske ablegt, nun den giftigen Partikeln, die eine gute halbe Stunde lang aus der Kleidung wieder ausgasen, schutzlos ausgesetzt und atmet diese ein. Der zweite Weg, wie die schädlichen Stoffe ins Körperinnere gelangen, ist über die Haut. Schwitzt man -und das ist bei einem Brandeinsatz wegen der Hitze des Brandes und der körperlich belastenden Tätigkeit in dicker Schutzkleidung unausweichlich- dann vergrößern sich die Hautporen, so dass giftige Substanzen die Hautbarriere durchdringen können.
Die dritte Methode, wie die Rauchpartikel in den Körper gelangen, geht über Nahrungsaufnahme und Trinken, vor allem dann, wenn dies in unmittelbarer Nähe zur Einsatzstelle und ohne zuvor zumindest Hände und Gesicht gewaschen zu haben.
Der Vortrag beeindruckte die Anwesenden, denen die Studien bisher nicht bekannt waren und die in der Vergangenheit selbst die ein oder andere der aufgezählten falschen bzw gesundheitsschädlichen Verhaltensweisen gezeigt hatte. Im Anschluss an den Vortrag diskutierten die Anwesenden die möglichen Konsequenzen der Ergebnisse der Studien.
Diese – obwohl in Deutschland (noch) nicht offiziell anerkannt – machen einige Veränderungen im Bewusstsein und beim Einsatz bezüglich des Gesundheitsschutzes erforderlich:
– Einsatzkräfte, die keinen Atemschutz tragen, sollten sich so weit von der Brandstelle entfernt aufhalten, dass sie dem Rauch nicht ausgesetzt sind.
Das gilt natürlich auch für alle anderen anwesenden Menschen, nicht nur für Feuerwehr!
– Nach dem Einsatz unter Atemschutz sollte ZUERST die Einsatzjacke und Hose ausgezogen bzw gewechselt und erst danach die Maske abgelegt werden. Hierfür wird in naher Zukunft ein Pavillon, der das ungestörte Umziehen ermöglicht, sowie einige weitere Sets von Wechselkleidung/Jogginganzügen in verschiedenen Größen, benötigt werden.
– Zum Hände- und Gesichtreinigen sollte das im MLF befindliche Hygieneboard genutzt werden. Was wiederum einsatztaktisch zur Folge hat, dass dieses Fahrzeug auch in ausreichender Entfernung zum Rauch postiert wird.
– Nach dem Einsatz darf kontaminierte Einsatzkleidung nicht im Mannschaftsraum der Fahrzeuge transportiert werden. Dies gilt natürlich auch für Schläuche und Gerätschaften.
– So bald wie möglich sollte jeder, der mit Rauch in Kontakt gekommen ist, duschen; und zwar möglichst kalt, damit sich die Poren der Haut zusammenziehen und die Partikel von der Haut weggespült werden. Da das Feuerwehrhaus über keine Dusche verfügt, stehen uns hierfür die Duschräume in der Schule zur Verfügung.
– Einsatzkleidung muss nach jedem Brandeinsatz so bald wie möglich fachgerecht gereinigt werden. Das bedeutet, dass das Kontingent an Ersatz-Einsatzkleidung aufgestockt werden muss.
– Im Feuerwehrhaus muss strikte schwarz/weiß Trennung eingehalten werden. Durch die baulichen Bedingungen des Feuerwehrhauses kann dies jedoch nur eingeschränkt durchgeführt werden. Zumindest der Bereich Küche / Schulungsraum darf jedoch nicht mit Einsatzkleidung oder Stiefeln betreten werden.